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Kurios und traurig

Kurios und traurig

In all meinen Mietshäusern lasse ich mommetan durch meinen Hauselektriker diverse Arbeiten ausführen, die insbesondere der Modernisierung dienen. Darunter fallen auch nachträgliche KNX Installationen an, die den Wohnkomfort erhöhen, den Energiebezug minimieren und die Verwaltung erleichtern sollen.

 

Besonders der letzte Punkt ist mir ein großes Anliegen. Wie oft musste ich in den Jahren schon die Liegenschaften anfahren, weil irgendwas in Störung war. Deshalb war es meine Entscheidung aufgrund meiner Vorkenntnisse eine KNX Installation in den Gebäuden zu etablieren.

 

So kam es unter anderen dazu, das ich bei Auszug eines Mieters den Entschluss fasste, dort mein eigenes Büro zu errichten und die Wohnung als auch einhergehend Haus, Nebengebäude / Garage sowie Hauptanschluss und Kellerraum mit KNX auszustatten.

Ich erklärte die Angelegenheit mit meinem Elektriker und die Arbeiten begannen. Was da so umgesetzt wurde, werden Bestandteil meiner künftigen Doku "KNX im Objektbau / Sanierung" sein, welche hier demnächst veröffentlicht wird.

 

Die Arbeiten verliefen auch überwiegend positiv, doch hab ich mir letzte Woche echt an den Kopf gegriffen und mich gefragt, ob die Ausbildungsart in den letzten Jahren gelitten hat, oder die jungen Leute einfach keine Lust mehr haben.

 

Die Arbeiten an der Unterverteilung, die oben abgebildet ist, lies ich aus Zeitgründen und einhergehenden Arbeiten an einer angrenzenden Garage von den Mitarbeitern des Elektrofachbetriebs machen. Diese waren neu an meiner Baustelle und wurden erst durch den Elektromeister als auch durch mich unterwiesen.



Erklärung

Das Haus besteht aus 5 Mietswohnungen. In einer dieser Wohnungen habe ich mein Büro bezogen. Diese Wohnung hat eine vom Haus getrennte Linie. Im Haus selbst laufen Netzwerk.- Glasfaser und KNX Leitungen bis in den Hauptanschlussraum im Keller. Eine weitere Linie läuft in die angrenzende Garage, die im Zuge der Modernisierungsarbeiten Strom, einen Unterverteiler, Netzwerk und die besagte eigene KNX Linie bekommen sollte. Diese sollte sowohl die Garage, Aussenbereich als auch Wetterstation an der Garage bedienen und über einen getrennten IP Router per IP an einen Switch im Keller angeschlossen werden. Im Aussenbereich hab ich eine Zusatzspannungsversorgung in der Unterverteilung um die Wetterstation damit zu bedienen. Die KNX Leitung führt in die Unterverteilung im Keller direkt neben einer Hauptverteilung. 

In der Unterverteilung sitzt noch ein zusätzlicher S1, mit dem ich dann auf die komplette KNX Installation mit allen Linien und Segmenten von aussen zugreifen möchte.

 

Der S1 soll an die Linie meiner Wohnung angeschlossen werden, so das ich im Fall der Fälle immer noch auf meine eigene Linie zugreifen kann. Eine Zusatzspannungsversorgung für den S1 ist im Verteiler vorhanden. 

 



Warum dauert das so lange?

Da sitz ich so schön in meinem Büro und bekomme Bescheid, das so weit alles fertig sei und man noch abschließende Arbeiten aussen macht. Ok sag ich mir, Zeit mal den Router der Aussenlinie und den S1 im Netzwerk zu suchen. Ok...sind ja alle da (IP). 

 

Also möchte ich den Geräten die Physikalische Adresse vergeben und zumindest zuerst den S1 auf die neueste Software bringen. Letzteres funktionierte. Aber als ich die Geräte dann auf den Bus bringen möchte, wird mir von der ETS immer Quittiert, das die Geräte keinen Buszugriff haben.

Also bin ich mal runter in den Hauptanschlussraum, und wollte mir mal anschauen, wie's ausschaut. Tür und Blende drauf, ok...aber warte mal, dachte ich mir. 

 

Kurzerhand entfernte ich Tür und Abdeckung der UV und musste nicht schlecht staunen, was die zwei Kerle da gemacht haben.

 

Das Erste, was schon mal kurios ist; und man nenne mich jetzt nicht kleinlich: Auf dem Buskabel (rot/schwarz) der Busleitung, die zum Router der Aussenlinie führt, ist ein gelb/weisser Stecker drauf. Und der steckt da, wo die Zusatzspannung sein soll...und zur Krönung obendrauf ist es das Kabel, was von meiner Mietswohnung nach unten geht...(OMG). 

 

 



Dann hat er die Aussenlinie auf die Rechte Buchse des S1 gelegt und das auch noch mit der Spannungsversorgung verbunden. Ebenfalls in die Rechte Buchse gesteckt. 

 

Ihr könnt Euch natürlich vorstellen, das ich erstmal meinen Kopf geschüttelt hab und mir nur gedacht hab :"Was zum Geier...."

 

Natürlich stutzig geworden ging ich dann mal kurz raus zur Garage, wo die UV Garage grade fertig gestellt wurde. Also Abdeckung wieder runter, zeig mir mal was Du da so gemacht hast.

Nach kurzem Check und anschließender Aufklärung im Keller des Gebäudes, was wo wie hingehört, fragte ich den Elektriker, warum er das gemacht hat, und ob er noch nie was mit KNX zu tuen hatte.

 

Zur Antwort bekam ich zu hören, das er noch nie so was gemacht hätte, und er sich damit nicht auskennen würde. Ich entgegnete, selbst wenn dem so wäre, hätte er mich direkt fragen können, anstatt die UV zu schließen. Wenn ich dann nicht nachgeschaut hätte, würde ich den Fehler ja noch ziemlich lange suchen.

 

Das Schulterzucken und die Art lassen in mir Fragen aufsteigen...



Ist das die Zukunft, oder sind wir dort schon angekommen?

Die Kiste läuft jetzt, und zwar so wie ich es möchte. Doch frag ich mich, warum so was nicht in der Ausbildung erklärt, abgefragt und geprüft wird.

 

Wenn man sich die Stimmung und das Resumeé der diesjährigen Light & Building anschaut, so hat man sehr schnell 2 Dinge erfahren können:

 

1.) KNX ist keine Ausnahme mehr 

 

2.) Das Interesse sowohl vom Endkunden als auch der Industrie ist sehr stark gestiegen

 

Warum gibt es dann immer noch Leute in dem Beruf, die dann schnell und ohne Motivation da was "hinsauen"?

Die Tugenden, für die früher das deutsche Handwerk ein Aushängeschild in aller Welt war, werden so nicht mehr aufrecht erhalten.

 

Abgesehen davon, das Grundkenntnisse sowohl in KNX als auch anderswo fehlen, mangelt es aber auch den Auszubildenen überall an gewisse Formen, die man eigentlich für selbstverständlich hält.

 

Dies sind unter anderen auch ein pünktliches, zuverlässige und souveränes Auftreten. Das schließt auch eine saubere Arbeitskleidung ein, die einheitlich ist und die Firma repräsentiert.

 

Ebenso eine umfangreiche Ausstattung an Werkzeugen, die auch funktionstüchtig und sauber sind.

 

Ebenso sollte es zum guten Ton gehören, das man auch die UV absaugt, beschriftet, verschließt, abnimmt und anschließend seinen Arbeitsraum sauber verlässt.


Mein Fazit:

 

Die Zeiten am Bau werden aufgrund der politischen Lage nicht besser und wir sollten alle ein wenig mehr Engagement zeigen. Wir sollten aber auch unsere Mitarbeiter, sei es die Auszubildenen auf der Baustelle draussen, aber auch die Angestellten im Büro so motivieren, das sie sich als Teil eines großen Ganzen verstehen. Die Einstellung: Ich mache hier meinen Job von Montags bis Freitags mittags von 9 - 16 Uhr ist nicht zeitgemäss. Damit meine ich nicht, das man nicht seinen wohlverdienten Feierabend genießen sollte; doch meine ich, das man den Auszubildenen mehr Interesse herauskitzeln sollte, um ihnen zu zeigen, was einen alles mehr erwartet. 

 

Die Elektrowelt hat so viele tolle Neuerungen, die auf einen warten. Und wer das nicht begreift, ist meiner Meinung nach falsch im Job.